Hallo und Tschüss! – Wertschätzend bei Begrüßung und Abschied

Wertschätzend bei Begrüßung und Abschied

Für eine beziehungsstarke Lernkultur sind auch die vermeintlich kleinen Dinge wichtig.

Wie sieht es im Schullalltag aus, wenn wir Lehrer:innen wertschätzend sind? Hier spielen auch die Begrüßung und Verabschiedung eine Rolle. Sie geben unserem Miteinander einen Rahmen.

Kinder können sich bei bewusster Begrüßung angenommen und sicher fühlen. Wenn wir uns genauso bewusst verabschieden, können sie mit dem Schultag besser abschließen. Für Jugendliche gilt das genauso!

Offener Anfang bei den Kleinen

Einige Schulen machen es bereits so: Morgens vor der ersten Stunde sind schon einige Lehrer:innen in den Klassenräumen und die Kinder können in Ruhe ankommen. Lehrer:in und Kinder haben Zeit, über das Wochenende oder das neueste Hobby zu schnacken. Der eine Schüler packt entspannt seine Schultasche aus, die andere Schülerin frühstückt erstmal.

Ich liebe diese offenen Anfänge, weil dort eine besondere Stimmung herrscht. Der Schultrubel hat noch nicht begonnen und wir grooven uns langsam ein.

Als Klassenlehrerin habe ich manchmal Musik dabei laufen lassen und irgendwann fragten die Kinder mich, ob sie dazu tanzen dürften. Na klar doch! Ab diesem Tag konnte man uns vor der ersten Stunde tanzen sehen. Zugegeben, das wäre ab der Mittelstufe den meisten Schüler:innen viel zu peinlich 😉 Die Kleinen fanden es spitze. Und weil alle unterschiedlich sind, tanzten manche jeden Tag und andere gar nicht.

Der offene Anfang ist auch ein Ort für Kinder, die ohne Frühstück von zuhause starten und womöglich schon alleine aufgestanden sind. Dafür gibt es Obst, das die Kinder aus der Cafeteria abholen können.

Dann beginnt die erste Stunde. Obwohl ich mit der Klasse schon gesprochen habe, begrüßen wir uns gemeinsam noch einmal.

Begrüßung für Klassenzusammenhalt

Bei jüngeren Klassen in der weiterführenden Schule ist immer noch beliebt, dass alle Kinder aufstehen und im Chor ein eingeübtes „Guuuuuten Moooooorgen Frau Backmann!“ trällern. Alle Aufmerksamkeit ist dann im Moment, das ist gut für den Start. Gleichzeitig finde ich es auch old school, aber die Kleinen haben dabei oft Spaß.

Großartig fand ich ein Ritual in einer Vertretungsstunde, wo die Kids im Rhythmus in Hände und auf Tische geklatscht haben. Sie waren sehr stolz auf ihren Klassen-Groove! Eine Möglichkeit ist also, durch die Begrüßung Identität und Klassenzusammenhalt zu schaffen. Und vielleicht hast du schon eine solche Begrüßung hier gesehen? Finde ich super, besonders wie der Lehrer es am Ende kommentiert.

Auch Jugendliche brauchen diesen Rahmen

Es ist schon komisch, dass eine ordentliche Begrüßung mit Zeit zum Ankommen wegfällt, wenn die Schüler:innen älter werden. Dabei brauchen alle, auch Jugendliche, diesen Rahmen. Sie sind mit ihren Gedanken schließlich meistens ganz woanders 😉 Wenn ich meinen Workshop für Student:innen an der Uni gebe, mache ich das doch auch. Wir starten immer mit der Gelegenheit, bewusst anzukommen. Wieso haben das viele aber nicht in der Mittel- und Oberstufe auf dem Schirm?

Mir fiel dabei in der Vergangenheit auf, dass ich öfter zu den Großen sagte: „So, dann wollen wir mal!“, besonders dann, wenn ich schon im Raum gewesen war, als alle eintrudelten. Da war das normale „Hallo, guten Morgen!“ bei jedem Türöffnen schon mehrfach gefallen. An unserer Schule gibt es (glücklicherweise!) keinen Gong mehr, sodass alle selbst entscheiden, was das Startritual ist. Mit meiner Einleitung war ich nicht sehr zufrieden…mir fiel aber auch nichts Besseres ein.

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Mittlerweile überlege ich, wie ich Wertschätzung im Schulalltag ausdrücken kann, ohne dass es gleich allen peinlich ist. Denn das ist spannend: Viele ältere Schüler:innen erwarten oft schon gar nicht mehr, dass Lehrer:innen etwas ehrlich Nettes von sich geben. Und ich meine damit keine Hundeleckerlis à la „Heute habt ihr ganz toll mitgemacht!“. Ich kam also auf folgende Begrüßung: „Schön, euch zu sehen!“ Der Satz geht doch für alle Altersklassen, oder?

Mit welchem Satz beginnst du deine Unterrichtsstunden? Ist es immer der gleiche? Oder machst du spontan das, was passt? Ist es vielleicht die Tageszeit „Guten Morgen!“? Oder eine Begrüßung wie „Salvete!“ ;)? Macht es einen Unterschied, ob du schon vor den Schüler:innen im Raum bist oder ob du nach ihnen den Raum betrittst? Ist dir das bei den Großen weniger wichtig als bei den Kleinen?

Bewusstes Ankommen

Konsequent wäre also, den offenen Anfang auch für die Oberstufe anzubieten. Um den Bedürfnissen der Jugendlichen gerecht zu werden, wäre Gleitzeit eigentlich perfekt. Das funktioniert vor allem dann gut, wenn die Schüler:innen selbstgesteuert lernen können und entsprechende Angebote im Stundenplan da sind. All das gibt es bereits, wie z.B. an diesem Gymnasium!

Wenn es das bei dir nicht gibt, mach doch hin und wieder ein kurzes Blitzlicht oder auch nur eine Daumenabfrage, um die Stimmung im Kurs einzufangen. Wie gesagt, es sind die kleinen Dinge, die oft schon einen Unterschied machen.

Wie geht’s den Schüler:innen, wie geht’s mir?

Die Reaktion der Schüler:innen sagt etwas über ihre Situation aus. Vor oder nach Klausuren ist oft schon die Luft raus, nach einer Pause hingegen sind die Gesichter fröhlicher. Montags ist die Stimmung gedämpfter als freitags. Mir wurde sogar schon unterstellt, ich hätte etwas genommen, weil ich unabhängig von Wochentag und Uhrzeit vergleichsweise guter Stimmung bin. Aber auch das empfinde ich als meine Verantwortung.

Und natürlich gibt es Tage, an denen ich vielleicht besorgt oder verärgert bin. Passiert. Dann ist die Frage: Was mache ich damit? Ich könnte das z.B. zu Beginn transparent und deutlich machen, dass es nichts mit ihnen zu tun hat. Unprofessionell, weil gefühlsduselig? Ich glaube nicht. Solange das die Ausnahme ist und ich damit nicht bezwecke, dass sich bloß alle benehmen sollen, finde ich das ok.

Wir sollten weder unsere eigenen Kinder noch Schüler:innen mit unseren Gefühligkeiten herumschleudern, weil sie das überfordert. Jedoch die Existenz von Gefühlen zu verleugnen, ist Quatsch. Wie siehst du das?

Gemeinsam die Stunde beenden

Genauso wichtig wie der Start ist auch der Abschied. Beendet der Gong deine Stunden? Was gibst du den Schüler:innen häufig mit auf den Weg? Gibst du noch schnell eine Aufgabe auf oder findest du wertschätzende Worte, bevor alle ihre Taschen zusammen suchen? Natürlich gibt es alle Varianten im Schulalltag; welche möchtest du etablieren?

Vielleicht hast und nimmst du dir noch den Moment, um ein oder zwei Schüler:innen vorm Rausgehen eine Rückmeldung über ihren Lernprozess und Fortschritt zu geben? Das kann z.B. sein: „Dein Argument hat unserem Gespräch eben eine ganz andere Richtung gegeben! Ist dir das auch aufgefallen?“ oder „Heute fiel es dir offenbar ganz leicht, mit Lena zusammen die Aufgabe zu machen. Ist das so?“

Ich möchte dir noch von einem Ritual in meiner Klasse erzählen. Wenn ich die letzte Stunde des Tages mit ihnen hatte, nahmen wir uns ein paar Minuten mehr Zeit (also weniger Unterricht 😉 ). Nachdem alle Dienste erledigt waren, versammelten wir uns noch einmal und zählten gemeinsam den Countdown zum Nachmittag. Mit einer Rakete beendeten wir den Schultag. Großartig!

Wie möchtest du mit deinen Schüler:innen zu Beginn und am Ende der Stunde sein? Stell‘ dir vor: Für manche könnte es das einzig Aufmerksame sein, was sie an diesem Tag hören werden.

Deine Ann-Marie

P.S.: Falls du nach einem persönlichen Abschiedsgeschenk für deine Schüler:innen suchst, habe ich hier eine Idee für dich.

Begrüßung und Abschied bilden einen Rahmen für Unterricht. Wie können wir diesen Rahmen wertschätzend gestalten? | Schule | Unterrichtseinstieg | Ideen

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