Jetzt ist Pause!

Jetzt ist Pause!

Du hast Ferien! Juhu! Hast du in den letzten Schultagen solche Sätze von Lehrern gehört? „Diese Aufgaben erledigt ihr bitte über die Ferien! Wir kommen sonst nicht mit dem Stoff durch“ oder „Übt bitte jeden Tag ein bisschen weiter, damit nicht nach den Ferien alles vergessen ist.“ Vielleicht bist du auch in den nächsten Wochen bei der Nachhilfe, weil deine Eltern denken, das wäre besser? (Dann kannst du hier mehr über Nachhilfe lesen) Hast du womöglich selbst schon überlegt, in dieser Zeit mal in Ruhe etwas nachzuholen? Und wenn du eigentlich eine Pause machen willst: Meldet sich ein kleines schlechtes Gewissen?

Auf Anspannung folgt Entspannung

Deine Schulpause ist so wichtig! Alle Lehrer ächzen gerade unter der Arbeitslast und sind angewiesen auf Entspannung. Und du sollst weiterlaufen im Hamsterrad, wenn auch ein wenig langsamer? Ich vergleiche die Bedeutung von Pausen gerne mit einem Blinker beim Auto: Der Blinkeffekt entsteht erst durch das Ein UND Aus des Lichts. Ohne die Pause wäre der Blinker nur ein weiteres Vorder- oder Rücklicht. Bezogen auf deine Leistungsfähigkeit und Gesundheit ist es auch so: Auf Anspannung muss Entspannung folgen, sonst ‚funktionierst‘ du nicht richtig. Du kommst aus dem Gleichgewicht und verkrampfst.

Auf Dauer werden Menschen krank, die ihrem Geist und Körper keine Erholung gönnen. Sportler wissen längst, dass sie zur Wettkampfvorbereitung auch immer Ruhetage einplanen müssen, um sich nicht zu verheizen. Ein Modewort ist ja momentan die Work-Life-Balance. Dieses Wort existiert nur, weil Menschen glauben, sie könnten auch ohne Pause im Arbeitsmodus sein. Es könnte also gut sein, dass das eine Baustelle bei denen ist, die dir empfehlen, in den Ferien keine Lernpause zu machen.

Wobei ich hier ergänzen muss: Beim sturen Pauken ist die Vergessenskurve tatsächlich so. Wenn du also viele unzusammenhängende und für dich wenig sinnvolle Dinge auswendiglernen sollst und es nicht tust, hast du sie nach den Ferien wirklich ein Stück weit vergessen. Wenn du allerdings weitermachst, bist du überlastet. Schon verrückt: Anstatt die Schule so zu gestalten, dass du nachhaltig etwas Sinnvolles für dich lernst, wird weiterhin auf Auswendiglernen gesetzt. Und wenn du dann nach den Ferien etwas vergessen hast, bist du schuld. Ja, manche Dinge an der Schule verstehe ich auch nicht!

Vergnügen bei der Arbeit?!

Der Blinkeffekt gilt sowohl beim Wechsel von Unterricht und Ferien als auch beim täglichen Lernen. Auch hier bist du effektiv, wenn du z.B. nach der Schule zuhause mit einer Pause startest. Viele Eltern verlangen dann: „Erst Schulaufgaben, dann Freizeit“ getreu dem Motto ‚Erst die Arbeit, dann das Vergnügen‘. Wären sie bereit, mit dir herauszufinden, was besser klappt, mit oder ohne Pausen? Meistens zeigt sich schnell: Mit Pausen fühlst du dich anschließend fitter und hast auch oft bessere Ergebnisse in den Aufgaben. Das kann doch nur in ihrem Interesse sein 🙂 Außerdem hättest du dann womöglich Vergnügen bei der Arbeit!

Sogar während einer Klassenarbeit oder Klausur kann es sinnvoll sein, ein paar Minuten Pause einzulegen. Bei meinem Abitur bin ich ein paar Mal für 5 bis 10 Minuten auf dem Flur spazieren gegangen, um mal auf andere Gedanken zu kommen. Das ging gut, weil so eine Klausur locker 4 Stunden dauert. Aber auch bei einer Arbeit von 45 Minuten lohnt es sich, wenn du kurz entspannst. Besonders wenn du einen Blackout hast und deine Gefühle Achterbahn fahren, kannst du dich damit schon einmal selbst beruhigen. Dafür eignet sich folgende Übung wunderbar: Beginne für dich im Kopf mit irgendeinem Wort, z.B. Löwe. Bilde dann eine Kette nach diesem Muster: Löwe – einfach – hier – Radio – oben – niedlich …. Ein Wort beginnt mit dem Buchstaben, mit dem das vorherige geendet hat. Dein Gehirn freut sich!

Dein Gehirn nimmt sich die Pause sowieso

Das ist es nämlich! Pausen sind gehirngerecht! Der Witz ist: Dein Gehirn nimmt sich Pausen sowieso, auch wenn du keine einlegst. Das sind unbewusste Pausen und die bemerkst du daran, dass du gedanklich woanders bist und nichts dagegen tun kannst. Circa 30 Sekunden dauern sie und stellen eine Art Ventil dar, mit dessen Hilfe sich dein Körper kurzfristig erforderliche Entspannung schafft. Sowieso gilt der Grundsatz, mehrere kurze Pausen einzulegen als eine lange. Damit reduzierst du auch automatisch die Zahl der unbewussten Pausen und bist also effektiver (vgl. Wolfgang Endres (2000): Gewusst wie).

Eine großartige Möglichkeit ist außerdem: Schlaf. ‚Lernen auf der Bettkante‘ solltest du unbedingt probieren. Das Letzte, das du am Tag tust, bevor du das Licht aus machst: Du liest oder hörst noch einmal das, was du dir merken willst. Danach passiert nichts mehr: kein Fernsehen, Handy, Buch oder Gespräch. Über Nacht verarbeitet dein Gehirn diese Informationen und du musst dafür nur entspannt schlafen. Geht’s einfacher? Wohl kaum!

Wofür willst du deine Pause nutzen?

Wofür willst du deine Schulpause nutzen? Viel Zeit mit deinen Freunden verbringen? Mit deiner Familie im Urlaub Abenteuer erleben? In Ruhe gelassen werden und planlos in den Tag leben? Rausgehen? Lange und viel schlafen? Die Liste ist endlos. Den Kopf hast du dafür nur frei, wenn du weißt: Schule ist nicht Alles. Tschüss, schlechtes Gewissen!

P.S.: Das Titelbild hat meine Freundin Kristina Geiser im Bergurlaub gemacht. Ich finde, es passt perfekt. Pause ist Ruhe, manchmal auch Leere, vor allem aber ein erweiterter Horizont, weil der Blick auf etwas Anderes fällt als sonst! Und wenn wir dann wieder beginnen, bauen wir auf der Pause auf, haben mehr Spaß, Motivation und Kraft. Das wünsche ich dir nach diesen Sommerferien!

Deine Ann-Marie

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