Stärken wir unsere Schüler:innen oder schwächen wir sie? Wieso ich das Training für Lehrer:innen mache

Gerade bin ich mit allen Detailarbeiten für meinen Kurs zum Schuljahresstart fertig! Jubel! Ich freue mich schon wie ein Schnitzel auf meine Teilnehmer:innen, die ab dem 22.8. ins neue Schuljahr mit dem Online-Training starten. Nach meinen Vorbereitungen habe ich jetzt auch wieder Luft fürs Bloggen ?

Ich möchte dir heute erzählen, wie ich eigentlich zum Training für Lehrer:innen gekommen bin. Ich bin schließlich keine Heilige, die die Weisheit mit Löffeln gegessen hat ?

Über das normale Lehrerinnenleben

Grundsätzlich wollte ich immer schon eine Lehrerin sein, die Wert auf die Beziehung zu den Schüler:innen, zum Kollegium und den Eltern legt. In der Theorie weiß ich ziemlich viel darüber, als Pädagogiklehrerin ist das auch gut so ;). Trotzdem kam ich regelmäßig an meine Grenzen.

Es gab Situationen in der Schule, bei denen ich mir quasi selbst über die Schulter geschaut habe und dachte: „Wieso mache ich das eigentlich?“

Wieso meckere ich, wenn Schüler:innen ihre Hausaufgaben nicht machen?

Wieso drohe ich mit einem Elternanruf, wenn sich ein Kind in meinen Augen falsch verhält?

Wieso sage ich: „Dann schreibe ich eben eine Sechs für diese Stunde bei dir auf“?

Wieso stemple ich die Schüler:innen als faul und unmotiviert ab, statt meinen eigenen Unterricht zu hinterfragen?

Und wieso um Himmels willen lasse ich immer wieder Vokabeltests schreiben, die reihenweise leer wieder abgegeben werden???

Ich sage dir, wieso. Weil das normal ist. Weil ich es selbst in der Schule so erlebt habe. Und weil es mir bequem erschien. Ich muss mich nicht bewegen, wenn es der andere tut.

Ist es aber letztlich gar nicht. Es frustrierte mich, machte mich wütend und fraß meine Energie.

Es muss doch auch anders gehen?!

Da stand ich dann in meinem Mathekurs in Klasse 11 und bekam richtig Gegenwind von den Jugendlichen. Ich hatte mich ständig in der Wolle mit Schülerinnen, die so große Lücken hatten, dass sie nicht weiterkamen. Und ich hatte die zentrale Prüfung am Ende des Schuljahres schon im Nacken. Ich machte immer mehr Druck, weil ich dachte: So lernen sie mehr und schaffen die Prüfung besser. Was für ein Bullshit.

„Es muss doch anders gehen!“, behauptete ich. Zumal ich in meinem Fach Pädagogik genau das vermittle: Auf Augenhöhe sein, ohne Belohnung und Bestrafung erziehen, in Beziehung sein. Ich wollte das als Lehrerin auch.

Mein Wendepunkt kam während meiner Coaching-Ausbildung. Ich sagte mir selbst erstmal die Wahrheit, und die war echt unbequem. Ich sah mich nämlich selbst als hilflose Lehrerin. Ich hatte innerlich schon aufgegeben und hingenommen, dass Einige aus meinem Kurs ihr Mathe-Defizit auf dem Zeugnis schon sicher hatten.

Meine Schüler:innen hatten das natürlich mitbekommen, denn das tun sie immer. Sie sehen das, wofür wir betriebsblind sind. Und das haben sie mir durch ihren Widerstand allzu deutlich gemacht.

Wer lernt denn gerne bei einer hilflosen Lehrerin? Niemand!

Deshalb begann eine Stunde ganz anders als sonst. Zu allererst entschuldigte ich mich bei ihnen. Ich erzählte von dem Druck, den ich mir und ihnen gemacht hatte und was ich nun stattdessen vorhätte.

Wir steckten uns Ziele. Jede:r legte für sich ein eigenes Ziel fest. Wir überlegten regelmäßig, was sie noch brauchen und wie ich ihnen das ermöglichen kann. Gleichzeitig konnte ich mich abgrenzen, ohne loszumeckern.

Es war der Startschuss für ein Miteinander, bei dem Lernen überhaupt erst möglich wurde.

Stärken wir unsere Schüler:innen? Oder schwächen wir sie?

So war es in meinem Mathekurs. Meine Reise in meinem anderen Fach Latein kannst du in der Kategorie „gehirngerechtes Lernen“ nachlesen. Die leeren Vokabeltests gibt es nämlich heute bei mir nicht mehr. Weil ich keine mehr schreiben lasse. Und Vokabeln paukt bei mir auch keiner mehr.

Weißt du, wir Erwachsenen haben die Macht. Wir haben die Macht, die Beziehungen in unseren Schulen so zu gestalten, dass sich Kinder und Jugendliche ernst genommen fühlen, sicher und willkommen. Wir haben die Macht, sie zu stärken – oder zu schwächen. Es geht beides. Die Frage ist: Was willst du machen? Willst du deine Macht als Lehrer:in für oder gegen deine Schüler:innen einsetzen?

Im Online-Training lernst du, was du für eine beziehungsstarke Lernkultur brauchst.

Wenn du diesen Blog liest, sind dir die Beziehungen wichtig. Wenn du in der Praxis diesen Weg mit Gleichgesinnten gehen möchtest, ist das Training für dich.

Du wirst dir darüber klar, wofür du Lehrer:in sein willst. 

Du entscheidest, wie es aussehen kann, wenn du deine Macht für deine Schüler:innen einsetzt.

Du lernst eine Alternative zur Moral kennen, um ohne Meckern oder Drohen Rückmeldung zu geben.

Du erfährst, wie du schneller aus Konflikten aussteigst und diese wirklich klären kannst.

Und: Du kannst all das direkt umsetzen.

Deine Persönlichkeitsentwicklung multipliziert sich im Schulleben. Du bist wichtig.

Ich würde mich riesig freuen, wenn ich auch dich im Kurs begleiten darf. Komm‘ gern noch dazu!

Deine Ann-Marie

Pinne den Artikel bei Pinterest:

Mein Weg zum beziehungsorientierten Unterricht

Du magst vielleicht auch