Kinder mit einer Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) haben oftmals besondere Probleme beim Erlernen der Fremdsprachen, insbesondere auch mit der englischen Sprache.
Nicht jedes Kind, das eine LRS hat, muss Probleme mit dem Englischlernen haben. Vor allem Kinder, denen ganz einfach das Rechtschreibwissen fehlt, können im Fach Englisch gute Noten erzielen.
Es kommt jedoch häufig vor, dass Kinder mit einer LRS Probleme im Fach Englisch haben, vor allem im schriftlichen Bereich.
Inhalt
Welche Probleme treten bei Kindern mit einer LRS häufig auf?
Die Probleme entstehen durch die hohe Diskrepanz der geschriebenen und gesprochenen Wörter und durch die vielen von phonetischen Regeln abweichenden Formen. Ein Laut kann durch eine Vielzahl von Graphemen dargestellt werden.
Auch die Grammatik ist nicht so einfach zu bewältigen.
Kinder mit einer LRS haben also oft folgende Probleme:
• Das Nachsprechen schwieriger Wörter kann schwierig sein.
• Sie können sich nur schwer den Wortklang einprägen und abspeichern.
• Das Einprägen von Satzmustern fällt ihnen schwer.
• Insbesondere fällt es ihnen schwer, ein gesprochenes Wort einem geschriebenen zuzuordnen. Dementsprechend fällt vielen Kindern das richtige Schreiben der Wörter sehr schwer.
• Das Lesen zu Hause fällt ihnen schwer, da sie den Klang der Wörter bereits vergessen haben.
Sabine Omarow
ist Lerntrainerin bei Lese-Rechtschreib- und Rechenschwäche. Sie arbeitet nach ihrem selbstentwickelten SINN-System mit Kindern und Erwachsenen, offline und online. Sabine veranstaltet außerdem jährlich den LRS-Kongress, dieses Jahr vom 11. bis 25. März 2022.
Wie kann diesen Kindern geholfen werden?
• Vor allem benötigen sie sehr viel mehr Zeit für das Lernen der Vokabeln und der Grammatik.
• Der Stoff muss in kleinste Lernhappen aufgeteilt werden.
• Wiederholungen sind sehr wichtig.
• Vor allem das multisensorische Lernen hilft nicht nur diesen Kindern. Kreative Methoden und Lernstrategien sollten an das Kind angepasst werden.
• Die Wörter sollten gleichzeitig sowohl visuell als auch sprachlich geübt werden. Texte sollten zum Mitlesen bereitliegen.
• Die Ähnlichkeitshemmung sollte vermieden werden. Das parallele Üben unterschiedlicher Schreibweisen desselben oder eines ähnlichen Lautes verhindert das richtige Abspeichern eines Wortes und kann zur Verwirrung führen. (there/where)
• Das Einführen neuer Lerninhalte sollte Kindern mit einer LRS in der Muttersprache ermöglicht werden. In Tests sollte den Kindern die Aufgabenstellung in deutscher Sprache erklärt werden. Vokabeln sollten mündlich abgefragt werden.
• Die Kinder sollten viele Möglichkeiten zum Hören englischer Texte haben, Filme in Englisch anschauen, Hörbücher mit Texten hören und lesen.
• Die Birkenbihlmethode ist zu empfehlen.
• Der Nachteilsausgleich sollte unbedingt beantragt werden.
Leider kennen sich viele Fremdsprachenlehrer:innen nicht mit dem Thema LRS aus, da dieses Thema während ihres Studiums kaum oder gar nicht vorkommt. Aus diesem Grund sollten sich Eltern ein Herz fassen und mit der Lehrkraft sprechen.
Es gibt in fast jedem Bundesland einen LRS-Erlass, auch für das Fach Englisch. Oftmals werden die Fachlehrer:innen nicht von der Klassenleitung informiert, dass das Kind eine LRS hat. Also sollten Eltern unbedingt mit ihnen sprechen und die Maßnahmen besprechen. Denn wenn ein Kind die Vokabeln alle konnte, aber nicht richtig aufgeschrieben hat (Rechtschreibung), dann erhält es in der Regel eine sehr schlechte Note.
Das ist sehr frustrierend für das Kind und zerstört jede Motivation.
Tipps zum Lernen der Vokabeln
• Langfristiges Einprägen der Vokabeln gelingt besonders gut mit der Lernkartei.
• Pro Tag nur wenige Vokabeln lernen, am besten multisensorisch. Die Vokabeln in kurzen Sätzen lernen, denn so werden auch grammatikalische Strukturen mitgelernt.
• Es gibt eine Liste mit den häufigsten englischen Wörtern. Diese Wörter sollten als erstes gelernt werden:
• Schwierige Laute sollten in Wortgruppen, Lernplakaten, Geschichten (besondere Lernmethode aus der Gedächtnisbranche) gelernt werden.
Was besonders wichtig ist?
Druck und Ungeduld sind der größte Feind des erfolgreichen Lernens. Haben Sie bitte Geduld und glauben Sie daran, dass Ihr Kind es auch lernen wird.
Ich bin immer noch ein sehr großer Fan davon, mit Wörtern zu malen. Visuell verarbeitet können wir uns Wörter viel besser einprägen. Im Internet gibt es sehr viele Wörter, aus denen Bilder gemalt werden. Nehmen Sie immer passende Wörter mit dem gleichen Laut.
Geben Sie bei Google ein – draw with words – und es erscheinen sehr viele tolle Wörter, die in Bilder umgewandelt werden.
Hier nur ein Beispiel:
Welche dieser Hinweise kannst du als Lehrkraft oder Elternteil mit deinem Kind umsetzen? Lass‘ es mich in den Kommentaren wissen.
P.S.: Ich darf beim LRS-Kongress als Expertin dabei sein. Im Gespräch mit Sabine erkläre ich, wie ich Vertretungsstunden für Persönlichkeitsentwicklung der Schüler:innen nutze. Melde dich zum Kongress an, wenn dich z.B. diese Fragen interessieren: