„Seit Beginn des Jahrtausends steigt die Zahl von Lehrern, die es satt haben, ununterbrochen Krieg gegen ihre SchülerInnen zu führen. Sie stellen fest: Wenn man gehirn-gerecht vorgeht, gewinnen alle:
- Die Lehrkräfte selbst (weil sich der Streß dramatisch verringert),
- Die SchülerInnen, klar!
- Die Eltern, das heißt die ganze Familie. Oft sind über 80% allen Herumschreiens, Schimpfens etc. Hausaufgaben, den Noten und den durch schulisches Vorgehen ausgelösten „Katastrophen“ geschuldet. Traurig! Und unnötig!“
Das schrieb Vera Birkenbihl in ihrem Buch „Sprachenlernen leichtgemacht“ (36. Aufl., S. 195). Besser könnte ich es nicht beschreiben. Genau darum geht es hier: Alle Seiten sollen gewinnen dürfen.
Gehirngerecht ist also auch beziehungsstark! Und das zeigt sich so:
Inhalt
Vertrauen und Zutrauen in die Schüler:innen
Ich vertraue meinen Schüler:innen. Sie wollen lernen. Auch die, bei denen es ganz anders scheint. Es ist unsere Aufgabe, einen Zugang für sie zu finden, damit sie in der Schule gerne lernen. Egal, in welchem Fach.
Diese Haltung führte mich zum gehirngerechten Ansatz. Seitdem mache ich mir zunutze, wozu meine Schüler:innen sowieso tendieren. Damit komme ich ihnen entgegen und das zeigt sich in höherer Beteiligung und besseren Leistungen.
Gleichzeitig traue ich ihnen viel zu. Ich bin davon überzeugt, dass sich jedes Kind persönliche Ziele stecken kann, die realisierbar sind. Insbesondere für das selbstgesteuerte Lernen sind die gehirngerechten Tools wertvoll. Selbstgesteuertes Lernen! Ist das nicht der Traum aller beziehungsstarken Lehrkräfte?!
Sinn stiften durch Wissen über unser Gehirn
Ein Neuromechanismus ist Sinn oder Bedeutung in dem zu finden, was wir lernen. Zu Beginn der Birkenbihl-Methode© zeige ich meinen Kursen Videos mit Vera Birkenbihl, in denen sie die Hintergründe der Sprachlernmethode erklärt. Das ist faszinierend und nebenbei lernen sie die Person kennen, die sich das Ganze ausgedacht hat.
Wenn die Kinder und Jugendlichen die Bedingungen kennen, um gehirngerecht lernen zu können, stellen sie direkt einen persönlichen Bezug dazu her. Sie fragen sich: Wie ist das eigentlich bei mir? Wie habe ich bisher in der Schule gelernt? Wie unterscheidet sich das von meinem Hobby?
Eigentlich heißt gehirngerecht lernen, lernen zu lernen ? So geben wir ihnen Eigenverantwortung für ihren Lernprozess Stück für Stück zurück.
Mehr Erfolgserlebnisse; mehr Chancengleichheit
Im herkömmlichen Fremdsprachenunterricht, insbesondere in Latein, gibt es zwei Fraktionen in den Tischreihen. Die einen kommen klar, können gut pauken und verstehen schnell. Sie haben meistens eine gute Beziehung zur Lehrkraft.
Die anderen sind relativ schnell abgehängt und haben Probleme mit dem Auswendiglernen von Vokabeln und Grammatik. Die Beziehung zu diesen Kindern und Jugendlichen wird dadurch oft belastet. Vielleicht fühlen sie sich nicht ausreichend unterstützt. Vielleicht wirft die Lehrkraft ihnen zu wenig Einsatz vor.
Das Mittelfeld ist sehr klein.
Arbeiten wir gehirngerecht, wächst die Gruppe der erfolgreichen Schüler:innen! Viele sehr gute und gute Ergebnisse sind dadurch möglich.
Die Schere zwischen den Erfolgreichen und Erfolglosen wird kleiner, weil es einfach weniger Erfolglose gibt. Klar gibt es keine 100%-Garantie für alle Schüler:innen, denn Lernen hängt auch von Faktoren außerhalb der Schulmauern ab. Aber wir tragen damit zu mehr Chancengerechtigkeit bei.
Und nebenbei holen wir Fächer wie Latein aus der verstaubten Streberecke heraus, was mir auch wichtig ist. Denn ich liebe diese Sprache!
Motivation durch spielerisches Üben
Der häufig spielerische Charakter der Übungen nimmt Druck raus, sodass sich die Schüler:innen entspannen können. Die positive Atmosphäre wiederum begünstigt erfolgreiches Lernen. Nachdem sie sich an die Methode gewöhnt haben, werden sie stetig offener und sind bereit für kreative Aufgaben. Weil es neben den Übungen im Schulbuch noch eine Fülle gehirngerechter Methoden nach Birkenbihl gibt, finden alle das, was zu ihnen passt. Darin liegt eine große Stärke dieses Ansatzes!
Mit der Birkenbihl-Methode© sind die Schüler:innen wesentlich aktiver als im herkömmlichen Unterricht. Sie haben also mehr Gelegenheit für Übungen jeder Art. Das Spiel ist ein Neuromechanismus, den wir uns im Unterricht zunutze machen.
Gemeinsames Projekt
Das ist ein Punkt, den die Schüler:innen wirklich zu schätzen wissen. Ich lerne selbst dazu, denn für mich ist die Methode auch neu. So sitzen wir im selben Boot und ihr Feedback ist ehrlich wichtig für mich. Im herkömmlichen Unterricht ist es mittlerweile zwar nicht mehr ungewöhnlich, dass sich Lehrkräfte von den Schüler:innen Feedback einholen. Ob dieses Feedback aber wirklich dafür eingesetzt wird, um den Unterricht weiterzuentwickeln, steht auf einem anderen Blatt.
Hier fühlen sich die Schüler:innen ernst genommen und können den Unterricht mitgestalten. Für mich ist das eine große Freude und ich kann festhalten: Seitdem ich gehirngerechten Lateinunterricht mache, bin ich eine erfüllte Lehrerin.