Was wünschen sich Eltern für ihre Kinder, wenn sie in die Schule gehen? Dass sie gut durchkommen und Freunde finden. Wie wollen Eltern diese Zeit erleben? Gelassen, zuversichtlich, entspannt. Die Realität sieht dann oft anders aus. Statt gut durchzukommen, hat das Schulkind auf manche Fächer gar keine Lust, die Ergebnisse lassen zu wünschen übrig. Statt gelassen zu sein, machen sich die Eltern Sorgen oder spüren den Druck, der irgendwann von Schulseite oder Eltern anderer Kinder aufgebaut wird.
Hier auf dem Blog findest du auch als Mama oder Papa hilfreiche Gedankenanstöße und Ideen. Heute kommt eine weitere Inspiration hinzu. Ich möchte dir nämlich ein Buch genauer vorstellen, nach dessen Lektüre du wieder ein Stück Gelassenheit zurückgewinnst. Uta Allgaier hat vor Kurzem einen Erziehungs-Kompass geschrieben: „Wie Kinder stark werden und Eltern entspannt bleiben“. Das klingt doch vielversprechend!
Wie kann ich mein Schulkind unterstützen?
Uta nimmt ihre Leser von der Babyzeit bis zur Pubertät mit. Darin unterscheidet sich ihr Ratgeber von manch anderen, die sich z.B. auf das erste Lebensjahr oder die Jahre 5 bis 10 beschränken. Für Eltern von Schulkindern ist also längst nicht nur das Kapitel „Wie kann ich mein Kind in der Schule unterstützen?“ interessant. Themen wie Bindungsaufbau/Nähe zum Kind, Machtausübung, eigene Grenzen Abstecken oder Mediennutzung begleiten Eltern schließlich schon vor der Schulzeit und setzen sich dann fort. Wenn du also noch kleinere Kinder hast – so wie ich 😉 – dann lohnt sich die Lektüre von Anfang bis Ende.
Uta Allgaier
schreibt nicht nur Bücher, sondern bloggt auch bei wer-ist-eigentlich-dran-mit-katzenklo.de für ein entspanntes Familienleben. Sie ist Journalistin und Eltern-Coach.
Für diesen Blogartikel beschränke ich mich auf das Schulkapitel. Darin trifft Uta, wie ich aus Lehrerin-Sicht sagen kann, die Situation vieler Schulkind-Eltern. Denn sie fragen sich häufig, wie sie ihr Kind unterstützen können und zweifeln gleichzeitig daran, ob ihr Kind die erwarteten Leistungen wohl erbringen kann oder wird. Besonders, wenn das Kind nicht motiviert ist, wird schnell Faulheit unterstellt.
„Doch anstatt zu überlegen, ob das Kind wirklich eine faule Socke ist, sollten wir mit ihm ergründen, in welchem Tal sich die Motivation verlaufen hat und in welcher Form es Unterstützung braucht.“
ebd. S. 155
Wichtig finde ich hier, dass die Eltern gemeinsam mit ihrem Kind genauer hinschauen und kein Objekt der Analyse aus ihm machen. Überhaupt ist der Dialog ein Weg, den du immer wieder in Utas Ratgeber findest.
Dazu fällt mir ein Beispiel aus meiner Zeit als Klassenlehrerin ein. Beim Elternsprechtag erklärte eine Mutter: „Mein Sohn wird von nun an nicht mehr zum Fußball gehen, sondern viermal in der Woche zur Nachhilfe. Das wird Einiges an seinen Noten ändern!“ Der Junge saß ganz traurig neben ihr. Er hatte da kein Wort mitzureden.
Da sie gleich ein mehrmonatiges Abo dort abgeschlossen hatte, schlug ich ihr als Erstes die Abo-Kündigung vor. Denn wenn eins diesem Schüler damals half, dann war es Fußball! Mein Kollege, bei dem der Junge in der Fußball-AG regelrecht aufblühte, war derselben Meinung. Ja, er brauchte Unterstützung, doch fast täglich nach der Schule quasi zusätzlich Unterricht zu bekommen, hielten wir nicht für die passende Lösung. Als wir die gemeinsam mit dem Schüler und seiner Mutter herausfanden, war er gleich mit im Boot.
Optimierungsdruck
Uta geht auf einen weiteren Aspekt ein, dem sich viele Kinder heute ausgesetzt sehen: Druck. Druck von allen Seiten. Selbst wenn die Schulnoten gut sind, geht noch mehr. Immer mit der stillen Erwartungshaltung, dass heutzutage alle Kinder am besten das Abitur machen sollen. Der höchste Schulabschluss in Deutschland wird so zum Standard – und einige Kinder können diesem Druck nicht gerecht werden.
„Wollen wir schon unsere Vorschulkinder unter Druck setzen, weil sie noch keine Buchstaben schreiben können? Wollen wir Zehnjährige mit Leichenbittermiene zur Seite nehmen und tadeln, wenn sie mal ihr Buch in der Schule vergessen haben? Finden wir es normal, dass Zwölfjährige eine Burn-out-Sprechstunde aufsuchen, dass immer mehr Teenager wegen Depressionen behandelt werden müssen?“
ebd. S. 158
An dieser Stelle im Buch nickte ich innerlich heftig mit, weil ich auch auf dem Blog darauf aufmerksam machen will, immer beim Kind zu bleiben und nicht die eigenen Pläne oder Ängste auf das Kind zu übertragen. Überhöhte Leistungsansprüche sind sowas – meistens hat uns als Eltern da die Moral fest im Griff.
Vielleicht hast du schon bei meinem Artikel Fünf Coachingimpulse für mehr Gelassenheit reingelesen: Der fünfte Impuls „Geht es wirklich um mein Kind oder insgeheim um mich?“ ist auch für mich immer wieder hilfreich!
Was braucht ein Schulkind von seinen Eltern?
Das kann Uta in einem Satz zusammenfassen:
„Das Kind braucht sowohl die Hilfsbereitschaft seiner Eltern als auch ihr Vertrauen, dass es schulische Aufgaben allein schaffen kann.“
ebd. S. 159
Aus Lehrerin-Sicht kann ich das bestätigen: Besonders dann, wenn sich der Nachwuchs schwer tut mit einer Aufgabe, einem Referat, der Vorbereitung auf eine Prüfung, zahlt es sich aus, einen Vertrauensvorschuss in Form von Zutrauen zu geben. Aktuell ist es wahrscheinlich das Distanzlernen, was Familien vor Herausforderungen stellt. Kinder müssen sich selbst organisieren, Aufgaben rechtzeitig abschicken.
Wie kann da die Unterstützung aussehen? Was kannst du als Elternteil also tun oder mit ihm besprechen, damit es technische Hürden meistert oder sich die Zeit besser einteilen kann? Und wann ist es zielführender, sich zurückzuziehen und das Kind erstmal machen zu lassen? Je jünger das Kind ist, desto mehr Unterstützung braucht es z.B. bei der Rückmeldung an die LehrerInnen, wenn die Aufgaben zu umfangreich oder zu schwierig sind.
Sei selbst lebenslanger Lerner
Oft betrachten wir nur das Kind. wenn es um dessen schulischen Leistungen geht. Hilfreich finde ich daher Utas Standpunkt, die eigene Weiterentwicklung nicht zu vergessen. Wenn wir als Eltern bereit sind, etwas Neues zu lernen und etwas auszuprobieren, dann ist es für unsere Kinder einfach, uns dies nachzutun. Nebenbei macht sie ihre Leser darauf aufmerksam, dass sich das Leben auch außerhalb des schulischen Lernens abspielt ;).
Hast du selbst ein Hobby, das du schon länger machen willst, aber noch nicht angegangen bist? Online kann man mittlerweile für fast Alles Einsteigerkurse finden. Welches Buch könntest du dir gönnen? Museen bieten Online-Rundgänge an, wäre das etwas? Wenn der wöchentliche Jogging-Treff mit der Freundin in 1.5m Abstand auch noch das Kind motiviert, sich zu bewegen (und damit aufnahmefähiger im Distanzlernen zu sein), ist die Laufmotivation vielleicht größer.
Als Schlusswort zu diesem einladenden Kapitel aus Utas Erziehungs-Kompass eignet sich daher diese Textstelle:
„Engagiert keine Anwälte – das tun eher Eltern, die ihr Kind nutzen, um ihr eigenes Ego zu füttern. Seid vielmehr der größte Mentor, den ein kleiner Mensch an seiner Seite haben kann. Seid interessiert, was in der Schule läuft, ermutigt, gebt Kraft, um auch mal etwas Mühsames durchzustehen, begeistert euch für Bildung und Wissen, seid selbst lebenslange Lerner, nehmt aber die Noten eures Kindes nicht allzu wichtig.“
ebd. S. 160
Was ich daran noch mag
Manchmal will ich etwas nachschlagen, weiß aber nicht mehr die genaue Textstelle im Buch. Ehe ich mich versehe, lese ich das ganze Buch, bis ich sie finde. Da hat Uta vorgesorgt: In jedem Kapitel werden die sieben wichtigsten Punkte noch einmal kurz und bündig zusammengefasst. Uta hat Literatur gewälzt und teilt ihre Funde leicht verständlich mit uns. Was uns das Buch aber noch leichter lesen lässt, sind ihre privaten Anekdoten aus ihrem Leben mit ihren beiden mittlerweile erwachsenen Kindern. Du findest dabei keinen erhobenen Zeigefinger, sondern ihre eigenen Herausforderungen, Erkenntnisse, Ideen.
Du siehst, ich mag diese Lektüre! Wenn du ebenfalls Lust aufs Lesen bekommen hast, habe ich hier den Link* zum Buch, klick‘ einfach auf das Cover:
Wenn wir schon beim Thema sind: Welchen Tipp hast du für andere Eltern, um gelassen durch das Distanzlernen zu kommen?
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