Oder findest du, das haben Lehrer nicht nötig? Was denkst du, was passiert, wenn du sagst: „Es tut mir leid“? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es auf dem Weg zu einer wertschätzenden und respektvollen Beziehung zu Schülern unumgänglich ist, denn Lehrer sind Menschen und benehmen sich bisweilen daneben. Ich finde, dass wir uns nicht hinter der Lehrerrolle verstecken dürfen, nach dem Motto: „Ich bin hier die Lehrerin und darf das!“ Das nehmen uns die Schüler übel. Andererseits schützt die Absicht, in einer respektvollen Beziehung zu Schülern zu sein, nicht vor Konflikten mit ihnen. Konflikte sind überall, wo auch Menschen sind, sie sind völlig normal. Der Unterschied zum normalen Modus („Ich bin die Lehrerin…“) ist, dass wir sie lösen, um Respekt wieder herstellen zu können.
Lehrer:innen haben die Macht!
Was denkst du über Macht? Verbindest du, wie die meisten Menschen, damit Machtmissbrauch? Dann wirkt sich das direkt auf deine Beziehungen aus. Bist du in einer Machtposition gegenüber deinen Schüler:innen, willst du sie irgendwie verstecken. Hat der andere die Machtposition, sind dir solche Begegnungen eher unangenehm. Oder willst du die Macht bei anderen abbauen, damit sie dir nicht gefährlich werden können? Das zeigt sich darin, dass du Aufträge nach deinen Vorstellungen umsetzt oder Bedingungen nicht einhalten willst. Falls dich eine Beförderungsstelle interessiert, vermeidest du gleichzeitig, sie zu bekommen oder wenn du sie hast, eierst du in der Kommunikation herum, anstatt klar zu sein. Kurzum: Wenn du negativ über Macht denkst, verlierst du und alle mit dir.
Ein Brief an meine Lehrer:innen
Ich glaube, dass Selbstreflexion eine zentrale Aufgabe von Menschen ist, die mit Kindern und Jugendlichen zusammen sind. Das betrifft Lehrer, Erzieherinnen und andere pädagogische Kräfte genauso wie Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel…So finden wir heraus, unter welchen Bedingungen es uns gut geht und können selbst dafür sorgen. Wir können uns zu 100% zeigen, weil wir wissen, dass wir ok sind. Davon profitieren unsere Kinder mehr als von speziellen Erziehungsmethoden.
Weniger müssen müssen – Was denkst du über Bedingungen?
Bisher hätte man aus manchem Artikel schlussfolgern können, dass jeder nur die eigenen Ziele und Absichten herausfinden muss und dann fluppt das alles in der Schule schon. Hast du so etwas gedacht wie: „Ziele gut und schön: Als Schüler muss ich für meine Noten trotzdem Leistungen erbringen!“ „Als Lehrerin muss ich aber Noten geben.“ „Klausuren lassen sich nicht von meinem Schreibtisch weg hexen, korrigieren muss sie immer noch ich.“ Alle diese gedanklichen Einwände haben eins gemeinsam, das muss.
Warum ich meinen Schüler:innen kein Glück wünsche
Ja, so ist es, das tue ich nicht. Weder schreibe ich es unter Klausuraufgaben noch spreche ich es aus bei anderen Schulprüfungen oder Herausforderungen wie dem Führerschein. Meistens wünsche ich ihnen viel Erfolg. Einige halten mich für bekloppt, aber manchmal wünsche ich auch viel Spaß. Meine SchülerInnen brauchen nämlich kein Glück! Es geht darum, wer oder was für das Ergebnis der Prüfung verantwortlich ist. Wovon sind SchülerInnen denn abhängig, wenn sie viel Glück brauchen? Von der Aufgabenstellung, dem Thema, dem Text, dem Material, der Lehrerin, dem Wochentag, der Uhrzeit….die Liste lässt sich endlos fortsetzen und zeigt, dass immer die Umstände bestimmen, was am Ende raus kommt.