Wenn mein Akku leer ist, geht es mir nicht gut. Ich habe schlechte Laune, bin kurz angebunden, kann mich nicht auf Andere einlassen. Am liebsten will ich alleine sein. Jedes umgekippte Wasserglas meiner eigenen Kinder oder die kleinste Unruhe in der Klasse passen mir nicht und ich rege mich auf, wo ich sonst gelassen bin. Das Interessante dabei ist ja, dass ich mit meinem Verhalten auch bewirke, dass ich allein bin, denn darauf hat keiner Lust. Meine Kinder spielen dann lieber ohne mich und auch in der Schule ist die Genervtheit und der Rückzug der SchülerInnen spürbar.
Den „Homeschool-Lehrer“ gibt es nicht. Wozu Lehrer-Bashing?
Mir schwirrt der Kopf. Seit Tagen wollte ich diesen Artikel schreiben, ich kam nicht voran. Dann lag ich eines Abends unruhig im Bett und plötzlich fiel es mir ein: Zeit. Ich brauche Zeit, mich zu orientieren. Ruhe für neue Gedanken und Ideen. Wir Lehrerinnen und Lehrer brauchen Zeit, um uns zu orientieren. Ruhe für neue Gedanken und Ideen. Nicht während des laufenden Betriebs die digitale Revolution erarbeiten. Nicht während des laufenden Betriebs die Arbeit alle 14 Tage an neue, immer engere(!) Vorschriften anpassen. Nicht während des laufenden Betriebs pauschale Angriffe von Journalisten bzw. Eltern aushalten müssen.
LehrerInnen in Angst, SchülerInnen unter Druck
Die Angst geht um in deutschen Lehrer-Arbeitszimmern. Es ist die Angst, zu scheitern und einen schlechten Job zu machen. Die Angst, machtlos zu sein, die Kontrolle zu verlieren. Die Angst vor Veränderung.
Ausdruck davon ist der verzweifelte Versuch, Unterricht in diesen Wochen aufrecht zu erhalten. Da werden Arbeitsblätter mit Abgabefristen, Wochenpläne und Lösungen erstellt. Kinder und Jugendliche machen das dann eben einfach selbstständig! Auf dem Kommunikationsweg, der individuell am besten funktioniert, werden dann die Aufgaben an die SchülerInnen bzw. deren Eltern geschickt. Alle sollen im gleichen Tempo das Gleiche bearbeiten. Wie gesagt: Alles wie immer. Bloß nichts schleifen lassen und den Druck aufrecht erhalten.
Gehirngerechte Übungen für Schule und Zuhause oder: Birkenbihl to go
Ich sitze mit KollegInnen am Tisch und erzähle von meinem gehirn-gerechten (Latein-)Unterricht nach Birkenbihl. Manche sind interessiert, wenige kritisch. Ich erkläre ihnen kurz: Wir nutzen die Art und Weise, wie das Gehirn funktioniert und lernen beispielsweise NICHTS auswendig. Stattdessen setzen wir auf Wiederholung, positive Emotionen, Assoziation und Kooperation. Die erste Frage, die sich ergibt: Funktioniert das wirklich? Ja! Unsere Ergebnisse und vor allem unser Lernklima sprechen für sich. Die zweite Frage: Ist das nicht sehr intensiv in der Vorbereitung für dich? Nein. Ich merke keinen Unterschied zum klassischen Unterricht, bei dem ich schließlich auch nicht Alles aus dem Schrank ziehen und über jeden neuen Kurs ergießen würde.
Was traust du deinen Schüler:innen zu? – Lernen im Team mit eduScrum
Kennst du das: Du hast an einer Fortbildung teilgenommen und bist hinterher genauso klug wie vorher? Dir wurde viel vorgekaut? Vielleicht hast du auch in einer Gruppe gearbeitet, fandst das aber sinnlos? Denkst du mittlerweile sogar, Fortbildungen sind Zeitverschwendung? Umso großartiger ist es, wenn du doch etwas wirklich Bedeutsames für dich mitnimmst. Denn es gibt auch solche Veranstaltungen: spannend, innovativ, praxisbezogen, umsetzbar, lustig. All das vereinte ein Workshop, bei dem ich in der letzten Woche mit Kolleg:innen teilnahm! Ich sprang auf die Einladung zur „Unterrichtsvorbereitung mit eduScrum“ förmlich an, in der es hieß…