Reif für die Ferien oder fit in die Ferien?

Frohes neues Jahr! Wie waren deine Ferien?“ – „Wie immer zu kurz! Gut, dass bis zu den Osterferien noch ein paar Tage an Karneval frei sind.“ Ein normaler Gesprächsfetzen im Lehrerzimmer nach den Weihnachtsferien. So wie die einen sich von Urlaub zu Urlaub hangeln, leben die anderen eben von Ferien zu Ferien, unabhängig von Schulform, Fächern oder Anzahl der Unterrichtsstunden. Das Gute dabei ist, man hat immer etwas, worauf man sich freut. Der Preis dafür ist oft eine gedämpfte Stimmung und die Tatsache, dass die Ferien an sich als Ausgleich für die stressige Schulzeit gesehen werden. Und mit Urlaub und Ferien verhält es sich so: Wir denken, wir müssten uns diese Zeit verdienen, also ist es am besten, diese so ausgelaugt wie möglich zu beginnen. Wozu denn sonst die unterrichtsfreie Zeit, wenn nicht zur Erholung? Ich frage mich: Wozu dieses Entweder-oder-Ding? Wieso nicht erfüllt in der Schulzeit und fit in die Ferien?

Der Lehrerberuf ist in vielerlei Hinsicht anspruchsvoll, manche Abschnitte im Jahr auch voll mit Terminen, die an einer Schule eben anfallen. Und dann sind für die meisten Lehrer die Ferien eine Zeit, in der sie korrigieren. Das hat eher wenig mit Erholung oder Urlaub zu tun. Da beginnt meist das Problem: Wenn ich die Schulzeit als sehr stressig und die Ferienkorrekturen als lästig empfinde, hege ich den Anspruch auf „echte“, weitere freie Tage – die im öffentlichen Dienst aber nicht zwischendurch genommen werden können (mal abgesehen davon, dass es circa 12 Wochen Ferien im Jahr gibt). Somit beginnt ein Hamsterrad, aus dem Manche in den Sommerferien vielleicht aussteigen, aber danach meist wieder einsteigen. Die Konsequenz ist eine Abwärtsspirale, in der Motivation und Vitalität abnehmen und dafür von Resignation und Müdigkeit ersetzt werden.

Ferien als homeoffice und Urlaub

Mit der gedanklichen Besetzung von Ferienzeit als einer Erholungsinsel, die man aber nie so vorfindet, wie man sie sich vorgestellt hat, bleibt das inspirierte Lehrerdasein also auf der Strecke. Was dann? Im Grunde ist die Arbeit eines Lehrers der eines Selbstständigen gar nicht so unähnlich, zumindest was die Einteilung der Arbeitszeit angeht. Es bleibt die individuelle Entscheidung, ob und wann in der Schul- oder unterrichtsfreien Zeit gearbeitet wird. Von daher wäre für ein dauerhaft inspiriertes Lehrerdasein nützlich, wenn Ferien gedanklich anders besetzt wären. Zumal die feriae in der Antike Fest- oder Feiertage waren, und ich gehe davon aus, dass der damalige Lehrer eher weniger korrigiert oder Stundenpläne für das gesamte Kollegium zusammengebastelt hat.

Wie wäre es also, sich für das kommende Halbjahr die Ferien als homeoffice im Kalender zu markieren? Und wie ein Chef zu entscheiden, wann oder ob in dieser Zeit Urlaub genommen wird? Möglich wäre auch, sich die durchschnittlich 29 Urlaubstage eines Arbeitnehmers bereits als Jahresurlaub zu Beginn festzulegen.

Ferienfit zu sein liegt in deiner Hand

Woher kommt die Idee der Ferienreife? Im Wort selbst liegt schon die Entwicklung, wir werden reif, indem wir immer mehr abbauen und uns nach Erholung, Ruhe, Abwechslung sehnen. Es ist wie bei einem vollen Glas, das immer leerer wird. Das kann am tatsächlich messbaren Arbeitsumfang liegen, der nicht durch Erholung ausgeglichen wird. Dann müssten aber alle Menschen, die längere Zeit objektiv viel arbeiten, urlaubsreif werden, unabhängig von der Tätigkeit. Es gibt aber auch Menschen, die Einiges leisten und davon keine Pause benötigen, vergleichsweise lange Zeit keinen Urlaub machen und fit sind. Wieso ist das so?

Das kann auch an der eigenen Einstellung liegen, die sich über die tatsächliche Situation legt. Da der Lehrerberuf gesellschaftlich nicht allzu viel Anerkennung erfährt, versuchen Einige zum Beispiel, die Anerkennung über das Hervorheben ihres Stresslevels wieder reinzuholen. Nur – dann ist man ein Fass ohne Boden. Wer soll dieses Fass füllen? Genau, die anderen! Das funktioniert nur leider nicht; ‚Wenn du Anerkennung willst, sei anerkennend‘ (Maria Craemer), und zwar Schülern, Kollegen, Schulleitung, Freunden und Familie gegenüber. Am besten läuft das durch Dankesagen. Hast du dich schon einmal bei deinen Schülern bedankt? Also so richtig? Sie nehmen es höchstwahrscheinlich an – wenn du es ernst meinst. Dies ist eine super Möglichkeit, die Beziehung zu deinen Schülern zu verbessern und ein erster Schritt zum inspirierten Lehrerdasein mit Ferienfitness.

Deine Ann-Marie

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